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    "Zu persönlich": Martin Scorsese kann seinen eigenen Lieblingsfilm nicht mehr sehen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Regielegende Martin Scorsese hat zahlreiche gefeierte Filmen verantwortet, von denen viele auch ein intensives, persönliches Element aufweisen. Einen seiner Filme schätzt Scorsese aber besonders – und genau den mag er nicht mehr sehen...

    Während Quentin Tarantino nach etwas mehr als 30 Jahren Regiekarriere davon spricht, mit seinem zehnten Film in den filmischen Ruhestand zu treten, kann sein Kollege Martin Scorsese auf eine deutlich längere und umfangreichere Karriere zurückblicken: Der legendäre Filmemacher, der Klassiker wie „GoodFellas“ und „Taxi Driver“ verantwortete, ist bereits seit 57 Jahren als Regisseur aktiv!

    In dieser Zeit nahm er bei bislang 26 abendfüllenden Spielfilmen, 16 Dokumentarfilmen und zehn TV-Episoden auf dem Regiestuhl Platz – hinzu kommen noch Werbeclips, Musikvideos und Kurzfilme! Unter all diesen Projekten gibt es eines, das dem „Killers Of The Flower Moon“-Regisseur besonders intensiv in Erinnerung geblieben ist – im erfreulichen, aber auch im schmerzlichen Sinne...

    Scorseses Favorit? Ein Gangsterfilm!

    Scorseses Vita reicht von Komödien über Dramen und Kostümfilmen bis hin zu spektakulären Thrillern, die eine Vielzahl an Lebensentwürfen abbilden. Trotzdem gibt es ein Sujet, mit dem ihn ein großer Teil seiner Fans stärker in Verbindung bringt als mit allen anderen Themenwelten: Dank Filmen wie „Casino“ steht Scorseses Name in den Augen vieler Filmbegeisterter zuallererst für Mafiafilme.

    Insofern ist es wohl passend, dass Scorsese einen seiner Mafiafilme gesondert herausstellt: Vom Rolling Stone wurde er gefragt, welcher seiner Filme ihm am meisten bedeutet. Scorseses Antwort: „Nun,Hexenkessel‘ war stets einer meiner Favoriten, aufgrund der Musik und weil es die Geschichte von mir und meinen Freunden ist. Weiter schwärmt er: „Es war der Film, bei dem Leute erstmals Notiz von mir genommen haben!“

    Der in der New Yorker Nachbarschaft Little Italy spielende Film dreht sich um Halbstarke, die sich durch Spielsucht und Orientierungslosigkeit auszeichnen. Während einer von ihnen Schulden bei einem Kredithai anhäuft, beginnt der Andere eine Affäre mit der Nichte eines mächtigen Mafiosi. „Hexenkessel“ wurde von Scorsese und „Wie ein wilder Stier“-Autor Mardik Martin geschrieben und ist Scorseses dritte Regiearbeit, der nie ein Geheimnis aus seinen einstigen Kämpfen mit der Sucht gemacht hat.

    „Hexenkessel“ nahm bei einem Budget von 650.000 Dollar allein an den Kinokassen drei Millionen Dollar ein – anno 1973 kein schlechtes Ergebnis für einen bis dahin wenig beachteten Jungregisseur. Es waren aber die herausragenden Kritiken für den energetischen Film mit Robert De Niro und Harvey Keitel, die Scorseses Karriere voran gepeitscht haben – und die ihn wohlig auf „Hexenkessel“ zurückblicken lassen.

    Doch die persönliche Note des Films hat auch ihren Preis. Denn Scorsese ergänzt sein „Hexekessel“-Urteil gegenüber Rolling Stone durch ein schmerzliches PS: „Es ist schon ein Favorit, aber ich könnte ihn mir definitiv nicht mehr anschauen. Er ist zu persönlich!“

    Scorsese: Persönliche Noten gehören zur Norm

    Dass „Hexenkessel“ Scorsese zu persönlich ist, will was bedeuten. Denn der Regisseur zögert selten, eigene Erfahrungen oder innige Empfindungen in seine Filme zu legen. Beispielsweise reflektiert er in Filmen wie „Die letzte Versuchung Christi“ oder „Silence“ seinen Glauben, während er in den Familienfilm „Hugo Cabret“ seine Passion fürs Kino kanalisierte sowie seine Gedanken darüber, welche Stellung er als Geschichtenerzähler hat.

    In seinem dramatischen Musical „New York, New York“ geht es derweil um das Hadern zwischen künstlerischer Integrität und dem Versuch, sich durch kommerzielles Kalkül in seinem Traumberuf über Wasser zu halten – ein Dilemma, das Scorsese wiederholt ereilte. Und mit seiner pechschwarzen Komödie „Die Zeit nach Mitternacht“ versuchte Scorsese nach einem Karrieretief, sich selbst aus einer depressiven Phase zu rütteln.

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