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    Zerstört "Fallout" den Spiele-Kanon? Das Ende von Staffel 1 erklärt – und was es für Staffel 2 bedeutet
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Seit „Silent Hill“ ihm gezeigt hat, dass es doch auch gute Videospieladaptionen geben kann, hält Gamer Markus sehnsüchtig Ausschau nach weiteren.

    In Folge 8 von „Fallout“ gibt es gleich eine ganze Reihe von Twists und Enthüllungen – von denen ein ganz wesentlicher im Widerspruch zur Spielevorlage zu stehen scheint. Wir nehmen das Staffelfinale einmal genauer unter die Lupe.

    Amazon Prime Video

    Anders als mittlerweile bei seinen Originals üblich hat Amazon Prime Video die erste Staffel seines Sci-Fi-Events „Fallout“ nicht in mehreren Häppchen, sondern direkt komplett veröffentlicht – und das sogar zwei Tage früher als ursprünglich geplant (was bereits ein Vorbote für die Qualität der herausragenden Videospieladaption war).

    Viele dürften dabei bereits tief in die Welt des postnuklearen Ödlands abgetaucht sein und das erste Abenteuer von Vault-Bewohnerin Lucy (Ella Purnell), Stählerne-Bruderschaft-Mitglied Maximus (Aaron Moten) und dem Kopfgeldjäger-Ghul (Walton Goggins) vielleicht sogar schon durchgebingt haben. Am Ende der achtteiligen ersten Staffel liefert „Fallout“ viele Antworten, lässt aber auch noch einiges für eine sehr wahrscheinliche zweite Staffel offen...

    Vault-Tec hat das Ende der Welt herbeigeführt

    Eines der größten Mysterien des „Fallout“-Franchises rankte sich lange Zeit um die Eskalation des sogenannten Großen Krieges, der zum nuklearen Untergang der Welt geführt hat. Wer hat hier warum die ersten Atombomben abgeworfen? In den Spielen der Reihe gab es dazu immer wieder Andeutungen, aber keine wirklich eindeutigen Antworten. Die lieferte nach all den Jahren dann aber „Fallout“-Schöpfer Tim Cain 2023 überraschend in einem Interview: Demnach hätte Amerikas Rivale China im Jahr 2077 zuerst die verheerenden Sprengköpfe auf die USA abgefeuert, allerdings als Reaktion auf die geheime Biowaffen-Forschung der Westmacht. Der Vergeltungsschlag der USA folgte auf dem Fuße, der Rest ist düstere „Fallout“-Geschichte.

    Die „Fallout“-Serie liefert nun allerdings eine ganz andere Erklärung – und das obwohl sie eigentlich als Teil des offiziellen „Fallout“-Kanons gilt, also in derselben Erzählwelt wie die Games angesiedelt ist und diese nun mit einer neuen Geschichte erweitert. Tatsächlich war ebenjene Erklärung bereits für einen im Sande verlaufenen „Fallout“-Film geplant (weshalb sie auch im obigen Interview schon kurz angesprochen wird). Der neue Adaptionsversuch greift sie nun wieder auf.

    Hier wird enthüllt, dass der skrupellose US-Konzern Vault-Tec selbst für die Zündung der ersten Bomben in seinem eigenen Land verantwortlich ist. Schließlich haben sie angesichts der herrschenden Atomkriegpanik Milliarden in die Errichtung von mehr als 100 gigantischen Vaults investiert. Und ohne entsprechenden Krieg stünden diese Bunker, die Firma und deren Vorhaben, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen, vor dem Aus. Um das zu verhindern, ist Vault-Tec bereit, unzählige Menschenleben zu opfern.

    Kanon oder Nicht-Kanon, das ist hier die Frage

    Dennoch gehen wir davon aus, dass die „Fallout“-Serie weiterhin Teil des erwähnten Kanons sein soll. Aber wie passt das mit Tim Cains Aussagen zusammen? Zum einen wäre es möglich, dass Vault-Tec zwar die besagten perfiden Pläne hatte, China ihnen letztlich aber doch mit dem Atombombeneinsatz zuvorgekommen ist.

    Für wahrscheinlicher halten wir allerdings, dass die aktuellen „Fallout“-Chefs Cains Worte einfach ignorieren. So gilt er als treibende Kraft hinter „Fallout“ und „Fallout 2“ zwar als Vater der Reihe, hat mit ihr seit „Fallout 3“ aber nichts mehr am Hut. Hier haben das „Elder Scrolls“-Studio Bethesda und deren Chef Todd Howard das Ruder übernommen und die Marke mit einer Generalüberholung noch populärer gemacht. Letzterer war zudem aktiv als Produzent und Berater an Amazons Serienadaption beteiligt.

    Und genau genommen widerspricht diese mit der Vault-Tec-Offenbarung dem eigentlichen Spiele-Kanon nicht. Tim Cains Erklärung wurde schließlich in einem Interview geliefert, in den Spielen selbst gab es sie zumindest so explizit nicht. Daher dürfte die Erklärung zum Ursprung der Atom-Apokalypse in der „Fallout“-Serie nun die offizielle für das gesamte Franchise sein – auch wenn sich womöglich nicht alle Fans der ersten Stunde damit anfreunden können.

    Der wahre Zweck der Vaults

    Vault-Tecs menschenverachtendes Vorgehen geht damit Hand in Hand mit ihrem angerissenen Masterplan und dem wahren Zweck der Vaults, den Fans der Vorlagen bereits kennen. So dienen viele der vermeintlichen Zufluchtsorte Vault-Tec und dessen Partnerkonzernen für allerlei Experimente unterschiedlichster Natur, von denen einige, auf die man auch in den Games stößt, bereits im Staffelfinale kurz angerissen werden.

    Vault-Tec selbst verfolgt den verqueren Plan, die zerrüttete Welt auf Null zu setzen und mit einem alles vernichtenden Krieg für Frieden zu sorgen. Damit dieser Neuanfang gelingt, wurden die geeignetsten Führungskräfte des Konzerns in einen Kälteschlaf in Vault 31 versetzt, um in der Zukunft wieder aufgetaut zu werden und eine neue Gesellschaft aufzubauen. Wie Folge 8 enthüllt, ist auch Lucys Vater Henry „Hank“ MacLean (Kyle MacLachlan) eine dieser Führungskräfte.

    New Vegas in "Fallout" Staffel 2?

    Während Lucy noch ganz geschockt über die wahren Hintergründe ihres Vaters ist, der sogar eine ganze Stadt mitsamt Lucys Mutter zerstören ließ, da deren Wege nicht den Vorstellungen von Vault-Tec entsprachen, entkommt Hank in einer Powerrüstung der Stählernen Bruderschaft zu einem Ort, der vielen Kenner*innen der Videospielvorlage in nur allzu wohliger Erinnerung sein dürfte.

    So landet Hank vor den Toren von New Vegas, der postapokalyptischen „Fallout“-Version der Glücksspielmetropole Las Vegas (aber nicht ohne vorher am Schädel einer Todeskralle, eine der tödlichsten Kreaturen des „Fallout“-Universums, vorbeizukommen). New Vegas war bereits Schauplatz eines gleichnamigen Ablegers der Spiele-Reihe, der für so einige gar als bester Eintrag in das Franchise gilt und innerhalb von deren Kanon 15 Jahre vor den Ereignissen der „Fallout“-Serie angesiedelt ist.

    Wie geht es mit Lucy, Maximus und dem Ghul in Staffel 2 weiter?

    Was Hank hier genau vorhat, ist unklar, dürfte aber in einer zweiten „Fallout“-Staffel Thema werden, die dann zumindest zum Teil in New Vegas spielen dürfte. Womöglich begibt er sich zu den Drahtziehern hinter dem Vault-Tec-Masterplan, wurde doch schon in Aussicht gestellt, dass hier noch jemand Unbekanntes im Hintergrund die Fäden in der Hand hält. Könnte es sich dabei vielleicht sogar um Barb Howard (Frances Turner), die Frau vom Ghul aka Cooper Howard, handeln, die entscheidend an der Konzipierung von Vault-Tecs Atomkrieg-Plänen beteiligt war?

    Der Ghul selbst begibt sich jedenfalls auf die Suche nach seiner Familie, zu der auch noch seine Tochter Janey gehört und von der er sich offenbar sicher ist, dass sie ebenfalls den Bombenabwurf 219 Jahre zuvor überlebt hat. Da sie im Grunde hinter demselben Ziel her sind (die Führungsriege von Vault-Tec), macht er dabei gemeinsame Sache mit Lucy, die sich an die Fersen ihres Vaters heften will.

    Von Netflix zu Prime Video: Darum kommt euch "Fallout"-Star Ella Purnell so bekannt vor

    Wie sich Maximus in den Fortgang der Handlung einfügt, bleibt derweil noch abzuwarten. Als derjenige, der vermeintlich die Zielperson Lee Moldaver (Sarita Choudhury) zur Strecke gebracht hat, dürfte er in der Stählernen Bruderschaft nun als Held gefeiert werden und eventuell sogar selbst schon zum Ritter mit eigener Powerrüstung werden. Ob er damit dann Lucy unterstützen kann oder erst einmal seinen Verpflichtungen für die Stählerne Bruderschaft nachkommen muss, steht in den Sternen.

    Eigentlich wollte er sich ja mit Lucy in deren behütetes Vault zurückziehen. Nach der Offenbarung von dessen wahrer Natur scheint das aber vorerst nicht mehr auf der Agenda zu stehen. Hinzu kommt, dass der Kleriker Quintus (Michael Cristofer) bereits in Aussicht gestellt hat, dass er Maximus bei seinem Vorhaben, über das Ödland zu herrschen, an seiner Seite haben will. Die restliche Bruderschaft hingegen könnte daran arbeiten, die Aktivierung der Kalten-Fusions-Energiequelle rückgängig zu machen, die das zerstörte Los Angeles nun wieder mit Energie versorgt. Schließlich hat sie sich generell zur Aufgabe gemacht, jedwede Technologie in die Finger zu kriegen, um selbst die Kontrolle darüber zu haben.

    Das neu erleuchtete L.A. dürfte aber auch viele andere Gruppen anlocken, die hier nun möglicherweise an die Macht streben. Kann die Stromversorgung aber gar dafür sorgen, dass in die Metropole eine neue Ordnung einkehrt und sie neu aufgebaut wird? Staffel 2 würde hier sicher mehr Aufschluss geben.

    Ist die 2. Staffel "Fallout" schon beschlossene Sache?

    Ob wir wirklich zu sehen bekommen, wie es mit Lucy, Maximus und dem Ghul weitergeht, hängt nun natürlich davon ab, ob „Fallout“ tatsächlich so erfolgreich wird, dass Amazon eine zweite Staffel bestellt. Nach großem Interesse online und überwiegend positiver Resonanz stehen die Chancen hier aktuell jedoch ziemlich gut. Und in der Tat scheint Amazon sogar schon eine entsprechende Fortführung vorzubereiten, wurde jüngst doch bekannt, dass Season 2 dank Steuervergünstigungen in Millionenhöhe in Kalifornien gedreht werden soll.

    Eine offizielle Bestätigung ist das zwar noch nicht, jedoch ein weiteres Indiz dafür, dass der Streaminganbieter an die Serie und deren Zukunft glaubt.

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