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    Geheimtipp neu im Heimkino: Dieser psychologische Thriller zeigt einen Publikumsliebling von einer völlig neuen Seite
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Im Thrillerdrama „Alice, Darling“ spielt Anna Kendrick eine Frau, die während eines Ausflugs mit ihren Freundinnen erkennt, dass sie in einer toxischen Beziehung feststeckt. Jetzt erscheint der beklemmende sowie kathartische Film auf DVD und Blu-ray.

    Zwar wirkte Anna Kendrick bereits in diversen ernsteren Projekten mit, dennoch dürften viele Filmfans sie vor allem mit leichten Filmstoffen in Verbindung bringen – etwa mit der musikalisch-komödiantischen „Pitch Perfect“-Reihe. Insofern ist „Alice, Darling“ für Kendrick eine eindringliche Gelegenheit, sich von einer Seite zu zeigen, die großen Teilen des Publikums unbekannt ist:

    Im Thriller-Drama spielt sie eine junge Frau, die zur Erkenntnis kommt, dass sie emotional und psychologisch unterdrückt wird – eine Situation, mit der Kendrick zuvor auch selbst Erfahrung gemacht hat. Ab sofort ist „Alice, Darling“ auf DVD und Blu-ray erhältlich.

    "Alice, Darling": Zehrend und kathartisch

    Alice (Anna Kendrick) ist neuerdings nervös und distanziert, was ihre Kindheitsfreundinnen Tess (Kaniehtiio Horn) und Sophie (Wunmi Mosaku) verwundert. Eine Woche Urlaub in einer entlegenen Hütte soll die Freundschaftsdynamik geraderücken. Doch Alice ist geradezu verängstigt, wann immer sie an ihren Partner denkt, den Künstler Simon (Charlie Carrick), was Tess und Sophie letztlich auffällt. Doch wie können sie Alice helfen, sich aus dem zerstörerischen Strudel der Emotionen zu retten, damit sie wieder zu sich selbst findet?

    Regie-Debütantin Mary Nighy verdeutlicht Alices Verängstigung auf eine Art, die im Alltag schnell untergehen kann: Sie starrt ins Nichts, wenn sie niemand beobachtet. Sie wickelt sich ihre Haare eng um ihren Finger, was Außenstehende als unbedeutenden Tick missdeuten könnten. Und dass sie Schuldgefühle hat, weil sie unter der Dusche von einem anderen Mann fantasiert, könnte man isoliert betrachtet schlicht als spießig oder verklemmt verstehen.

    Nighy und Drehbuchautorin Alanna Francis greifen nicht etwa auf große Gesten und explosive Auseinandersetzungen zurück, sondern widmen sich konstant brodelnden, unterschwelligen Gefühlen. Das betrifft nicht nur die vielen, kleinen Indizien, anhand derer sich erkennen lässt, wie unwohl sich Alice fühlt – sondern auch Simons Verhalten.

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    Er äußert kleine Sticheleien, die in zu hoher Taktung erfolgen. Schickt Textnachrichten, die einzeln betrachtet nur wenigen Menschen verdächtig vorkommen würden, in ihrer Summe aber erdrücken. Redet ihr bei Streit abartig-raffiniert ein, sie allein habe Schuld. Er übt Einfluss auf Alices Wesen aus, der ihre einstige Identität klammheimlich auslöscht, so dass ihre Freundinnen erst während eines gemeinsamen Urlaubs bemerken, dass sie neben der Spur ist.

    Kendrick spielt das auf eindringliche, beklemmende Weise, ebenso wie Horn und Mosaku mühelos die jahrelange Freundschaft zu Alice greifbar machen: Sie schwanken nahtlos von widerborstigen Neckereien zu sprachloser Fürsorge, die vom Herzen kommende Erlösung verschafft.

    Ein erschreckend alltägliches Thema

    Solch eine filigrane, nichtsdestotrotz unter die Haut gehende Darstellung einer toxischen Beziehung wie in „Alice, Darling“ gibt es nur selten zu sehen. Umso wichtiger ist es, dass dieses Psycho-Thriller-Drama exakt so vorgeht. Denn damit entfaltet der Film die dringliche Botschaft, dass emotionale und psychologische Unterdrückung nicht erst in häusliche Gewalt münden sollte, bevor man die Reißleine zieht: Es braucht keine körperlichen Beweise für eine unzumutbare Beziehung – Alices Gefühle allein sind Beweis genug.

    Dass „Alice, Darling“ genau dies ausdrückt, war Kendrick eine Herzensangelegenheit. Denn Kendrick machte selbst eine toxische Beziehung durch, die erschreckend der von Alice ähnelte. Wie Kendrick der Los Angeles Times verriet, zweifelte auch sie lange, ob sie Anrecht dazu hätte, sich als Opfer einer Misshandlungsbeziehung zu fühlen, da sie keiner körperlichen Gewalt ausgesetzt war.

    Mit „Alice, Darling“ konnte sie ihre eigenen Erfahrungen ein Stück weit verarbeiten. Und sie ermöglicht Menschen in vergleichbaren Lagen, sich im Film wiederzuerkennen, statt wie Kendrick zuvor, ihre Ängste zu hinterfragen, da Missbrauchsbeziehungen in der Fiktion sonst ganz fern und völlig anders wirken.

    Heimkino-Comeback: Dieser raue Gefängnisfilm lohnt sich (nicht nur) für alle Fans von "Mission: Impossible" & Co.

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