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    New York Taxi
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    New York Taxi
    Von Jürgen Armbruster

    Was hat die amerikanische Außenpolitik mit dem Hollywood'schem Filmbusiness gemeinsam? Richtig, beide neigen dazu, sich kurzerhand alles anzueignen, was ihnen nicht gehört... Angespielt werden soll hier selbstverständlich auf Remakes ausländischer Produktionen. Entpuppt sich eine ausländische Produktion außerhalb Amerikas als erfolgreich, wird diese nicht einfach auf dem amerikanischen Markt veröffentlicht. Nein, der gemeine Amerikaner hat keine Lust auf den europäischen oder asiatischen Käse. Er möchte echte amerikanische Filme mit echten amerikanischen Leinwandstars von echten amerikanischen Regisseuren sehen. Aus dem japanischen Kultfilm „Ringu“ wurde so kurzerhand „The Ring“, in dem Naomi Watts das Rätsel um ein mysteriöses, todbringendes Videoband ein zweites Mal lösen durfte. Aus Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ wurde die „Stadt der Engel“, aus „L’Appartement“ mit Monica Bellucci und Vincent Cassel „Sehnsüchtig“ und selbst Martin Scorsese hat mit „The Departed“ für das nächste Jahr sein Remake angekündigt: Leonardo di Caprio und Matt Damon dürfen unter seiner Anleitung die Geschichte von „Infernal Affairs“ nochmals auf die Leinwand bringen. Doch bevor dies soweit ist, steht mit „New York Taxi“ erst einmal die Amerikanisierung von Gérard Pirès und Luc Bessons „Taxi“ auf dem Programm.

    Detective Washburn (Jimmy Fallon) ist nicht gerade das Musterexemplar von einem Polizisten. Dabei mangelt es ihm nicht an Einstellung und Engagement. Im Gegenteil. Diese sind vorbildhaft. Sein einziges Problem ist, dass er nicht wirklich Auto fahren kann. Dies geht sogar soweit, dass aufgrund seiner Fahrkünste ein lange geplanter Undercovereinsatz kläglich in die Hose geht und er zum Gespött der gesamten Stadt wird. Seine Vorgesetzte Marta Robbins (Jennifer Esposito) findet dies selbstredend weniger lustig, so dass sie sich dazu gezwungen sieht, ihm den Führerschein abzunehmen und ihn auf Fußstreife schickt. Dass der Gute einstmals ein Verhältnis mit der Chefin hatte, macht die Situation auch nicht leichter. Als ob dies alles nicht genug wäre, wird da noch vor seiner Nase eine Bank ausgeräumt. Und er hat kein Auto. Na toll! Also flugs mal ins Taxi von Belle (Queen Latifah) einsteigen und den Schurken mit Vollgas hinterher. Doch schon nach kurzer Zeit wünscht er sich, dass er dies nie gesagt hätte. Denn Belle nimmt das mit dem Vollgas nur all zu wörtlich.

    Um ein Missverständnis im Vorfeld auszuräumen: „New York Taxi“ ist nicht das 1:1-Remake von Gérard Pirès und Luc Bessons „Taxi“ aus dem Jahr 1998. Vielmehr werden hier verschiedene lose Elemente aus allen drei bisherigen „Taxi“-Filmen aufgegriffen, in einen Topf geworfen und leicht variiert. Die originalen Filme waren beispielsweise nie dermaßen multi-kulti wie nun „New York Taxi“. Aus dem Pariser Taxifahrer Daniel wurde so die schwarze New Yorker Taxifahrerin Elle. Selbstverständlich ist dies vollkommen sinnfrei, doch da eine Hollywoodproduktion heutzutage wohl Hauptdarsteller von beiden Geschlechtern braucht, muss das wohl so sein. Die traurige Erkenntnis aus diesem Potpori ist, dass drei zugegebener Maßen recht ansehliche Filme in der Summe noch lange keinen guten Film ergeben.

    Was erwartet einen bei „New York Taxi“? In erster Linie so richtig schlechte Gags. Schon die Anfangssequenz ist dermaßen lächerlich, dass es einen so richtig in den Füßen juckt aufzustehen und den Saal postwendend zu verlassen. Ein äußerst sportlicher Fahrradkurier schlängelt sich durch Auto- und Menschenmengen, rast durch U-Bahn-Stationen, springt Treppen hinunter und tut eben alles, was ein normaler Mensch nie machen würde und könnte, um sein Packerl pünktlich beim Kunden abzuliefern. Doch in der letzten Einstellung mag man als Zuschauer seinen Augen nicht mehr so recht trauen. Auf einmal ist der Fahrradfahrer fett, nimmt seinen Helm ab und Queen Latifah kommt darunter hervor. Ja aber Hallo! Etwas dermaßen Dämliches gab es im Kino schon lange nicht mehr zu bewundern. Liebes Produzententeam von „New York Taxi“: Im Allgemeinen gibt es vor Beginn der Dreharbeiten zu einem Film etwas, das sich „Casting“ nennt. Dessen Aufgabe ist es, Darsteller zu finden, die auch in die jeweiligen Rollen des Films passen. Das wäre auch bei „New York Taxi“ keine all zu dumme Idee gewesen…

    Im Mittelpunkt des Films stehen selbstverständlich das berühmt berüchtigte Taxi, das sich auf Knopfdruck vom unscheinbaren Straßenfahrzeug in eine High-End-Rennmaschine verwandelt und die dazugehörigen Verfolgungsjagden. Doch diese sind allenfalls als Durchschnittware zu bezeichnen. Es war um ein Vielfaches packender, Matt Damon dabei zuzuschauen, wie er einen Mini Cooper zu Schrott fährt oder staunend zu beobachten, wie Vin Diesel einen monströsen GTO aber richtig demoliert. Sorry, aber das, was einem mit „New York Taxi“ vorgesetzt wird, haut Anno 2004 nun wirklich keinen mehr vom Hocker. Wenn dann die eigentliche Geschichte dermaßen simpel gestrickt daher kommt, fällt es schwer, Gründe zu finden, warum sich irgendjemand den Film eigentlich anschauen sollte.

    Gibt es überhaupt Gründe? Nun ja, die Anführerin der Bankräuberinnenbande wird vom brasilianischen Supermodel Gisele Bündchen verkörpert. Diese kann zwar wie die meisten Supermodels nicht im geringsten Schauspielern, schaut dafür aber umso atemberaubender aus und zeigt viel von ihren Reizen. Doch seien wir ehrlich: Für so etwas wurde „Baywatch“ erfunden. In Amerika läuft „New York Taxi“ hinter den Erwartungen. In der Eröffnungswoche spielte der Film nur knapp zwölf Millionen Dollar ein. Das ist mau. Regisseur Tim Story hat schlicht und einfach auf ganzer Ebene versagt. Und dies ist kein all zu gutes Vorzeichen für eine der größten Blockbusterproduktionen des kommenden Jahres. Denn eben jenem Tim Story wurde die Regie zu den „Fantastic Four“ übertragen. Wenn das mal gut geht…

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