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    French Girl - Ein Tisch für drei
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    French Girl - Ein Tisch für drei

    Leider kein "Garden State" in der Sterneküche

    Von Lutz Granert

    Es ist inzwischen satte 20 Jahre her, dass Zach Braff mit „Garden State“ ein zeitloses Meisterwerk des Independent-Kinos schuf. Im Sommer 2004 startete die ebenso leichtfüßige wie liebenswerte Filmperle, bei der er zugleich auch noch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm, mit einem wunderschönen Soundtrack (u.a. mit The Shins und Iron & Wine) in den Kinos. Wie ein Monolith ragte sein mit treffsicheren Gags und klugen Lebensweisheiten aufwartendes Regiedebüt für lange Zeit aus der seichten Landschaft romantischer (Hollywood-)Komödien empor. Braff verkörperte darin seine bereits aus der Sitcom „Scrubs – Die Anfänger“ bekannte Paraderolle des liebenswerten Trottels, nur dass er den Arztkittel gegen Psychopharmaka eintauschte.

    Damals einer der bestbezahlten Serienstars überhaupt, spielte Braff sowohl in „Garden State“ als auch in seiner zweiten, weit weniger frisch wirkenden Regiearbeit „Wish I Was Here“ (2014) einen Schauspieler mit stotternder Karriere. Ironischerweise hat ihn dieses Schicksal inzwischen selbst ereilt, nachdem ihm seit Jahren in meist seichten und familienfreundlichen Genre-Gefilden kein wirklicher Hit mehr gelungen ist. Das dürfte sich auch mit „French Girl – Ein Tisch für Drei“ kaum ändern. Die in Quebec gedrehte, aber nur selten einfallsreiche romantische Komödie von James A. Woods und Nicolas Wright legte an den kanadischen Kinokassen nämlich bereits eine Bruchlandung hin.

    Paramount
    Der New Yorker Gordon (Zach Braff) folgt seiner Freundin Sophie (Evelyne Brochu) nach Montreal, wo sie ein womöglich unwiderstehliches Jobangebot erhalten hat.

    Der New Yorker Gordon (Zach Braff) unterrichtet Englisch in der Mittelstufe und plant schon seit langer Zeit, seiner Freundin Sophie (Evelyne Brochu) einen Heiratsantrag zu machen. Doch dann erhält die begnadete Köchin ein unwiderstehliches Angebot aus ihrer frankokanadischen Heimat: Sie wird von ihrer langjährigen besten Freundin und Sterneköchin Ruby (Vanessa Hudgens) zum Probearbeiten für eine Stelle als Executive Chef in die Sterneküche des Hotelrestaurants Château Frontenac in Quebec eingeladen.

    Sophie nutzt die Chance für einen Besuch bei ihrer Familie, mit der Gordon jedoch nur langsam warm wird. Der geplante Heiratsantrag scheint endgültig in Gefahr, als Gordon ein altes Fotoalbum von Sophie in die Hände fällt. Seine Freundin und Ruby waren einmal ein Paar, was den potenziellen neuen Job für ihn noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt...

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    Das Regie führende Autorenduo James A. Woods und Nicolas Wright, das auch schon am Skript zu „Independence Day: Wiederkehr“ mitgeschrieben hat, stammt selbst aus Montreal, der Hauptstadt der frankokanadischen Provinz Quebec. Das hier lebende Völkchen tickt etwas anders als der Rest Kanadas: sehr familienorientiert, vernarrt in Eishockey und stolz auf den ganz eigenen (französischen) Dialekt – was es für Fremde nicht gerade einfach macht. Es ist also tatsächlich zum Schmunzeln, wenn Gordon zur Irritation seiner Schwiegerfamilie in spe nach einem Verständnisproblem von den Stars des Eiskunstlaufs statt des Eishockeys schwärmt. Oder wenn er Sophies ebenso tumben wie kampfsportbegeisterten Bruder im umgebauten Hühnerstall anhand eines deutlich Akzent-gefärbten Van-Damme-Dialogs aus „Bloodsport“ (1988) Englisch-Nachhilfe für den Aufnahmetest an der Polizeischule gibt.

    Darüber hinaus bleibt die – zumindest in der Originalversion konsequent durchgezogene – Zweisprachigkeit im inhaltlich äußerst vorhersehbar und uninspiriert dahinplätschernden „French Girl – Ein Tisch für Drei“ aber humoristisch weitgehend ungenutzt. Ähnliches gilt für den Kulturschock zwischen US-Stadtmensch und frankokanadischer Bauernfamilie. Wo man über flache Witze zum souveränen Lämmer-Schlachten und alberne Jagdkleidung noch müde grinsen mag, verpufft ein peinlicher Kalauer-Versuch um den Ehering am Finger einer toten Oma sogar völlig.

    Paramount
    Vanessa Hudgens spielt in „French Girl“ nicht nur mit, sie hat auch einen eigenen Song zum Soundtrack des Films beigesteuert.

    Zumindest Zach Braff liefert wie gewohnt ab und zieht auch die absurdeste Situationskomik wie einen ungewollten Drogentrip am Flughafen und einen Running Gag mit einem terrorisierenden Schwan stur und damit doch irgendwie komisch durch. Er bleibt seinem Rollenschema als liebenswerter Trottel treu – und zwar selbst dann noch, wenn der „Scrubs“-Star im letzten Filmdrittel zu einer zynischen Karikatur eines – im doppelten Sinne – rasenden Eifersucht-Opfers mutiert, das sogar noch stärker überzeichnet wirkt als Mark Ruffalo in seiner Rolle als schmollender Lover in „Poor Things“.

    Allerdings ist er dabei die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Evelyne Brochu („Bauernopfer – Spiel der Könige“) bleibt in ihrer Rolle als zwischen Liebe und Karriere hin- und hergerissene Spitzenköchin blass. „High School Musical“-Star Vanessa Hudgens, die auch einen Song für den Soundtrack beisteuerte, bedient als Ruby so ziemlich jedes Klischee einer unterkühlten Karriere-Bitch – und die Screentime von William Fichtner („Hypnotic“) als Gordons schmierig-vulgärer Vater bleibt zu kurz, als dass er ihm Paroli bieten könnte.

    Fazit: Die aus Genre-Versatzstücke zusammengeklaubte romantische Komödie „French Girl – Ein Tisch für Drei“ liefert keine komödiantische Haute Cuisine, sondern nur humoristische Hausmannskost, die man trotz eines (wie immer) sympathisch aufspielenden Zach Braff so oder so ähnlich schon etliche Male serviert bekommen hat.

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