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    Asterix & Obelix im Reich der Mitte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Asterix & Obelix im Reich der Mitte

    Wenig Neues aus Gallien

    Von Oliver Kube

    Mit „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ kommt nach elfjähriger Auszeit nun doch noch ein fünfter Realfilm, der auf der global populären Comic-Reihe von Texter René Goscinny und Illustrator Albert Uderzo basiert. Unter anderem COVID19 hat der Produktion des Nachfolgers von „Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät“ einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht, schließlich sollte der familientaugliche Action-Spaß eigentlich primär in China realisiert werden.

    Immerhin wurden große Teile des für einen europäischen Film exorbitant hoch anmutenden Budgets von knapp 70 Millionen Euro von dortigen Investoren bereitgestellt. Aufgrund der Pandemie drehte man letztlich aber doch in Frankreich und Marokko. Das viele Geld, das dem Regisseur und neuen Asterix-Darsteller Guillaume Canet zur Verfügung stand, ist durchaus auf der Leinwand sichtbar. Trotzdem fällt sein Werk nicht entscheidend besser aus als der auch schon nicht so dolle Vorgänger.

    Mit Guillaume Canet als Asterix und Gilles Lellouche als Obelix sind diesmal gleich zwei neue Stars in den ikonischen Titelrollen mit an Bord.

    Die Kaiserin von China (Linh-Dan Pham) ist in Gefangenschaft verräterischer Fürsten aus dem eigenen Lande geraten. Mit Unterstützung des phönizischen Händlers Genmais (Jonathan Cohen) und ihrer treuen Leibwächterin Han-She Li (Leanna Chea) gelingt es Prinzessin Wun-Da (Julie Chen), der einzigen Tochter der Herrscherin, nach Gallien zu flüchten. Dort bittet sie Asterix (Guillaume Canet) und Obelix (Gilles Lellouche) um Unterstützung, um ihre Mutter zu befreien und die Umstürzler zu vertreiben.

    Die vom Zaubertrank gestählten Freunde stehen der Prinzessin natürlich gern bei und machen sich mit ihr auf den Weg. Parallel dazu ist auch Julius Cäsar (Vincent Cassel) in Richtung Asien aufgebrochen. Offiziell ist er als Verbündeter des fiesen Deng-Tsin Qins (Bun-Hay Mean) unterwegs, der die Macht in China an sich gerissen hat. Heimlich plant der römische Kaiser allerdings, selbst den Thron des Riesenreichs zu besteigen. Ermöglichen soll ihm dies eine gigantische Anzahl von Legionen unter Befehl des brutalen Heeresführers Caius Antivirus (Fußball-Egozentriker Zlatan Ibrahimović)…

    Trotz vieler Änderungen doch alles beim Alten

    Viel hat sich trotz der langen Pause sowie der zahlreichen Umbesetzungen vor und hinter der Kamera seit „Im Auftrag Ihrer Majestät“ nicht verändert. Der am krassesten ins Auge fallende Unterschied ist noch der Einbau einiger Wuxia-/Martial-Arts-Fights, die für einen westlichen Film erstaunlich effektiv inszeniert und choreografiert wurden. Ansonsten wird auch diesmal wieder auf platten Klamauk im Zentrum und kleine Absurditäten meist anachronistischer Natur am Rande einer recht simplen Handlung gesetzt.

    Das Problem dabei: Viele der Gags werden dermaßen langwierig und offensichtlich vorbereitet, dass sie letztlich allenfalls von einem müden Grinsen begleitet verpuffen oder gar für gelangweiltes Augenrollen sorgen. Den besten Lacher der knapp zwei Stunden liefert eine der beiden großen Szenen mit dem schwedischen Weltklasse-Kicker Zlatan Ibrahimović. Allerdings muss man schon ein paar zumindest rudimentäre Fußballkenntnisse mitbringen, um sie wirklich würdigen zu können.

    Prinzessin Wun-Da (Julie Chen) bittet zwar Asterix und Obelix um Hilfe – kann sich aber eigentlich auch schon selbst ziemlich gut wehren.

    Die Rolle des Asterix wurde in den vier vorherigen Filmen bereits von drei verschiedenen Akteuren verkörpert. Da ist es nicht so schlimm, dass mit Guillaume Canet auch dieses Mal wieder ein neuer Mann den Schnauzbart trägt – zumal der „Kleine wahre Lügen“-Star seinen Part völlig adäquat absolviert. Erstmals ist außerdem nicht Gérard Depardieu als Obelix dabei. Die blauweiß gestreifte Hose des Hinkelstein-Experten und Wildschwein-Connaisseurs trägt dieses Mal Gilles Lellouche („Public Enemy No. 1“). Abgesehen davon, dass er einen Tick jünger (und schlanker!) als Depardieu ist, muss man allerdings schon ganz genau hinsehen, um da die Unterschiede zu erkennen. Lellouche gelingt es, Depardieus Performance in Sachen Präsenz, Mimik und Gestik beinahe exakt zu emulieren. Daher dürfte der Ex-Obelix selbst eingefleischten Fans der bisherigen Real-Verfilmungen kaum fehlen.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Trip von Gallien bis in den äußersten Osten Asiens und zurück – im Jahre 50 v. Chr. eine extrem zeitraubende und lebensgefährliche Unternehmung. Dadurch, dass Obelix mit seinen vom Zaubertrank verliehenen Superkräften das wie eine Ente (Citroën 2CV) aussehende Gefährt der Reisenden zieht, dauert die Tour aber nur wenige Minuten. Was gut ist, denn der Film ist ohnehin schon viel zu sehr mit Nebensächlichkeiten vollgestopft. Immer auf Fan-Service bedacht, werden bei jeder Gelegenheit aus den Comics und den früheren Kinowerken beliebte Figuren wie Druide Miraculix (Pierre Richard), die Dorfschönheit Falbala (Popstar Angèle) oder die auch hier natürlich wieder Schiffbruch erleidende Piraten-Crew eingebaut. Diese Szenen sind für die Story allesamt überflüssig und durch die Bank nur mäßig witzig.

    Es gibt nur einen Zlatan Ibrahimović – und der dreht auch in seinen paar wenigen Szenen als römischer Feldherr voll auf!

    Auch das vermeintliche Liebesdreieck zwischen Asterix, der Prinzessin und dem von „Army Of Thieves“-Star Jonathan Cohen als pfiffig-verschlagen gespielten Phönizier Genmais wirkt arg bemüht. Spaßiger sind da schon die Sequenzen mit Vincent Cassel („Hass“) und Marion Cotillard („Inception“) als zankendes Pärchen Julius Cäsar und Kleopatra. Speziell der sonst meist intensiv-düstere Charaktere verkörpernde Cassel scheint es richtiggehend zu genießen, sich hier in einer eher wie ein Minikleidchen aussehenden Toga zum Trottel zu machen.

    „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ ist letztlich nicht besser, aber auch nicht schlechter als seine Vorgänger. Angesichts der finanziellen Möglichkeiten ist er aber dennoch eine vertane Chance, das Franchise einer dringend nötigen Frischzellenkur zu unterziehen. So bleiben die diversen Animations-Abenteuer weiterhin die besseren Kinofilme um die unbeugsamen Gallier…

    Fazit: Zumindest wer an den bisherigen „Asterix & Obelix“-Realfilmen Spaß hatte, wird auch hier auf seine Kosten kommen, zumal aus dem stolzen Budget vor allem visuell eine Menge herausgeholt wird. Wer allerdings hoffte, dass das Ganze nach der langen Wartezeit auch mal ein paar neue, weniger ausgetretene Pfade beschreiten würde, wird hier eher vergeblich Ausschau halten.

     

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