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    The Osiris Child
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Osiris Child
    Von Christoph Petersen

    Normalerweise ist es uns schnurzpiepegal, wie teuer ein Film war – immerhin kosten Kinoeintrittskarten auch immer gleich viel, egal welche Summen zuvor in die Produktion geflossen sind. Wenn dann die Effekte in einem 50-Millionen-Film nicht so gut aussehen wie die in einem 200-Millionen-Film, dann schauen wir uns lieber die teure Produktion an, statt gönnerhaft zu betonen, dass die Macher aus den 50 Millionen aber zumindest eine ganze Menge herausgeholt haben. Im vorliegenden Fall sieht die Sache allerdings ein wenig anders aus – denn nach dem etwas langatmigen „Infini“ bringt der australische Regisseur Shane Abbess mit „Science Fiction Volume One: The Osiris Child“ (international auch bekannt als „Origin Wars“) ein Genre zurück, das wir schon für ausgestorben gehalten haben: nämlich großgedachte, aber nicht übermäßig teuer produzierte Science-Fiction für ein nerdiges Fanpublikum. Während in den 80ern und 90ern noch jede Menge solcher Nischenwerke mit B-Movie-Touch (von „Enemy Mine“ bis „Stargate“) in die Kinos kamen, sind die großen Hollywoodstudios inzwischen längst dazu übergegangen, Sci-Fi-Filme auf den kleinsten gemeinsamen Nenner eines Mainstream-Massenpublikums herunterzubrechen. Denn diese Produktionen verschlingen heutzutage einfach Unsummen, wenn sie nicht wie billigster Direct-to-DVD-Schund aussehen sollen. Filme, die sich vornehmlich an (Hardcore-)Sci-Fi-Fans richten, gab es entsprechend kaum noch. Bis jetzt.

    Das intergalaktische Konglomerat EXOr kümmert sich um das Terraforming neuer Planeten, wobei die harte Arbeit hauptsächlich von dazu verurteilten Sträflingen verrichtet wird. Als in einer der Haftanstalten (angeblich) ein extrem gefährlicher Virus ausbricht, trifft die verantwortliche Generalin Lynix (Rachel Griffiths) aus ihrer um den Planeten kreisenden Raumstation die Entscheidung, die Gefängnisinsassen samt der übrigen Bevölkerung in 24 Stunden wegzubomben. Damit hat der ebenfalls für EXOr arbeitende Lt. Kane Sommerville (Daniel MacPherson) allerdings ein Problem – denn seine kleine Tochter Indi (Teagan Croft) ist gerade von der Erde zu Besuch und in der Hauptstadt untergebracht. Der besorgte Vater kapert ein Raumschiff, um seine Tochter rechtzeitig von da unten wegzuholen, wird aber schon kurz nach dem Start abgeschossen. Also muss er sich auf dem Planeten wohl oder übel zu Fuß durchschlagen – immerhin kann er dabei auf die Unterstützung des ausgebrochenen Sträflings Sy Lombrok (Kellan Lutz) zählen…

    Ja, in einigen Actionszenen wird ein wenig schneller geschnitten als üblich. Außerdem zoomt die Kamera in den Massenkampfszenen so nah wie möglich heran, um die Prügelei so künstlich größer und wilder erscheinen zu lassen. Aber abgesehen von diesen kleinen Tricks holt Shane Abbess nicht nur das Maximum aus seinem schmalen Indie-Budget heraus, er erreicht in Sachen Effekte und Ausstattung tatsächlich ein Level, bei dem man das „Für seine Kosten ganz okay“-Argument gar nicht mehr zu bemühen braucht: Speziell ein Raumgleiter-Duell in den Wolken sowie die Einzelhaft-Strafzellen, die ständig vertikal rotieren und den Häftling so nie zur Ruhe kommen lassen, sind ganz besonders gelungen. Das Design der mutierten Alien-Monster Raggots, die EXOr gezüchtet hat, um mit ihrer Hilfe die indigene Bevölkerung fremder Planeten auszurotten, und die nun wie ein Mix aus einem langzahnigen Mini-Godzilla und einem teerverschmierten Ninja Turtle aussehen, dürfte das Publikum hingegen eher spalten.

    Die Story von „Science Fiction Volume One: The Osiris Child“ ist (fast ausschließlich) aus klassischen Sci-Fi-Elementen zusammengesetzt – ein bisschen „Star Wars“ hier, ein wenig „Mad Max“ dort, und das Ganze dann noch gut abgeschmeckt mit einer gehörigen Portion „Fortress – Die Festung“. Das hätte langweilig werden können, aber der gemeinsam mit Brian Cachia auch für das Drehbuch verantwortliche Abbess bedient sich eines ebenso simplen wie effektiven Tricks, um die Spannung trotzdem konsequent hochzuhalten: Er bricht einfach die Chronologie der Erzählung auf und sorgt durch die nicht-lineare Abfolge der einzelnen Kapitel für nachträgliche Offenbarungen und überraschende Wendungen, die es sonst so nicht gegeben hätte. Zudem liefern auch die Darsteller aus der B-Riege überraschend gute Leistungen ab: Gerade bei Kellan Lutz („The Legend Of Hercules“, „The Expendables 3“) waren wir vorher skeptisch, aber hier hat er uns ehrlich überzeugt – sein Sy Lombrok wird schnell zum emotionalen Zentrum des Films, was sich besonders beim gelungenen Finale auszahlt.

    Fazit: „Star Wars“ trifft „Fortress“ - „Science Fiction Volume One: The Osiris Child“ bietet nichts Neues und ist auf gewisse Weise doch bahnbrechend! Denn Shane Abbess zeigt, dass es auch heute noch möglich ist, mit vergleichsweise geringem Budget ambitioniertes Sci-Fi-Kino speziell für Fans des Genres zu drehen, ohne deshalb allzu große Abstriche bei den Effekten oder der Ausstattung machen zu müssen.

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