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    First Kill
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    First Kill
    Von Gregor Torinus

    Der Regisseur Steven C. Miller ist ein echter Vielfilmer. Seit seinem Durchbruch mit dem Indie-Gewalthit „The Aggression Scale – Der Killer in dir“ hat er in den vergangenen fünf Jahren stolze acht Spielfilme abgedreht, die allesamt maximal durchschnittlich und meistens sogar ziemlich mies sind. Trotzdem gelingt es dem umtriebigen Filmemacher immer wieder, namhafte Stars für seine Projekte zu gewinnen – so war in dem Rohrkrepierer „Arsenal“ zuletzt etwa der Oscarpreisträger Nicolas Cage zu sehen, der ja aktuell noch immer von einem Dircect-to-DVD-Reißer zum nächsten tingelt, um seine Steuerschulden weiter abstottern zu können. Auch Bruce Willis spielt immer wieder in den Filmen von Miller mit, was stark darauf hindeutet, dass auch der „Stirb langsam“-Star bei seinen Rollen längst nicht mehr so wählerisch ist wie früher. Trotzdem ist seine dritte Zusammenarbeit mit Miller, der Action-Thriller „First Kill“, nun immerhin ein ganz passabler Thriller geworden.

    Wall-Street-Broker Will (Hayden Christensen) will sich zukünftig mehr um seinen in der Schule gemobbten elfjährigen Sohn Danny (Ty Shelton) kümmern. Gemeinsam mit Danny und seiner Frau Laura (Megan Leonard) unternimmt er deshalb einen Ausflug zu dem von weiten Wäldern umgebenen Landhaus, in dem er einst selbst aufgewachsen ist. Um seinem wenig selbstbewussten Sohnemann etwas mehr Männlichkeit und Willensstärke zu vermitteln, zeigt er ihm den korrekten Umgang mit dem Gewehr und nimmt ihn mit auf die Jagd. Aber im Wald werden Vater und Sohn ungeplant Zeugen einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen zwei Männern, bei denen der eine angeschossen wird. Will holt den Verletzten zu sich ins Haus, wo Laura die Wunde versorgt. Doch der Mann namens Levi (Gethin Anthony) entpuppt sich als flüchtiger Bankräuber, nimmt Danny als Geisel und macht sich davon. In seiner Verzweiflung wendet sich Will an den lokalen Polizeichef Howell (Bruce Willis), um seinen Sohn aus den Händen des Entführers zu befreien...

    Auch mit „First Kill“ empfiehlt sich Steven C. Miller nicht gerade als Regievirtuose, aber zumindest als solider Handwerker (ein Fortschritt zu vielen seiner anderen Filme). Von Beginn an gefallen die sehr flüssige Kameraarbeit und die präzise gesetzten Schnitte. Und Millers Faible für leicht übersättigte Farben, das in „Arsenal“ zuletzt noch wie ein zielloser und angestrengter Manierismus wirkte, unterstreicht in dem zu großen Teilen in dichten Wäldern spielenden „First Kill“ tatsächlich die Erhabenheit der Natur. Vor diesem idyllischen Hintergrund tritt die moralische Verdorbenheit der versammelten Protagonisten umso deutlicher hervor. Eine Verfolgungsjagd mit einem Pick-up-Truck und zwei Geländewagen im Wald gewinnt durch den Kontrast von Natur und Maschine zusätzlich an Rasanz. Einen weiteren Pluspunkt gibt es dafür, dass hier Gut und Böse weit weniger klar verteilt sind, als man es von ähnlichen Action-Thrillern von der Stange sonst gewohnt ist. Allerdings wird diese Ambivalenz auf der anderen Seite immer wieder so offensichtlich ausbuchstabiert, dass sie nie ihre volle Wirkung entfalten kann.

    Bruce Willis („12 Monkeys“, „Sin City“) hinterlässt ebenfalls einen recht ambivalenten Eindruck. Wenn er als frustrierter alter Polizeichef immer wieder unmotiviert das Gesicht zu einer seltsamen Schnute verzieht, meint man dabei zugleich auch den Unwillen des Hollywoodstars zu spüren, nur eine Nebenrolle in einer zweitklassigen VoD-Produktion zu spielen. Auf der anderen Seite kommt es gerade so zu einigen interessanten Rückkopplungseffekten zwischen dem Schauspieler und der von ihm verkörperten Rolle (vergleichbar mit dem Auftritt von Mickey Rourke als abgehalfterter Kämpfer in Darren Aronofskys „The Wrestler“). Stattdessen überzeugt der seit seiner blassen Darstellung von Anakin Skywalker in „Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger“ und „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ als schlechter Schauspieler verrufene Hayden Christensen als Familienvater Will: Wenn dieser All-American-Guy vor moralisch hochkomplexe Entscheidungen gestellt wird, spielt Christensen das sehr wirklichkeitsnah.

    Fazit: Mit „First Kill“ gelingt dem Vielfilmer Steven C. Miller ein halbwegs passabler Thriller, den man sich zwischendurch ganz gut anschauen kann.

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