Ein Film, über den man – bis auf einige wenige und kaum zu bemerkende Ausnahmen - nur Gutes liest und der sogar als Meisterwerk und von vielen als „der beste Film ever“ gefeiert wird. Diese extreme Begeisterung kann ich jedoch nicht teilen. Der Film ist zwar ganz nett, aber ein Meisterwerk stellt er für mich nicht mal annähernd dar.
In dem Film geht es um eine Frau, die die Polizei bloßstellen will, da diese sich aus ihrer Sicht nicht ausreichend bemüht, den Mörder und Vergewaltiger ihrer Tochter zu finden. Dies ist so weit völlig verständlich.
Dazu lässt sie an drei Werbetafeln die folgende Aufschrift verteilt anbringen: "Vergewaltigt, während sie starb", "Immer noch keine Verhaftungen" und "Was ist los Sheriff Willoughby". Sie fast damit kurz die Sachlage zusammen und nennt dabei den Namen des zuständigen Sheriffs, den sie verantwortlich macht. Na und? Das soll jetzt so provozierend sein? Und dafür zahlt sie auch noch eine so hohe Summe? Und deshalb ist gleich die ganze Stadt so negativ auf sie zu sprechen? Also da hätte ich mir weitaus mehr einfallen lassen, um die Polizei bloßzustellen.
Ein besonders großer Dorn ist sie dem Polizeimitarbeiter Officer Dixon im Auge: Ein Muttersöhnchen, das durch aggressives Verhalten auffällt und als Rassist gilt. Ein paar mal musste ich zwar wegen seiner Äußerungen, wenn er sich auf „Mama“ bezogen hat, lachen, aber die Rolle war absolut unplausibel. Diese Rolle hätte in eine Satire oder Komödie gepasst, was allerdings absolut nicht zu der Handlung des Films passte. Eine junge Frau wurde vergewaltigt und ermordet, das ist nicht lustig. Da passt einfach kein Muttersöhnchen als Officer in die Handlung. Und auch die Art, wie er das Muttersöhnchen verkörperte, wirkte total gekünstelt und unglaubwürdig. Und auch die innere Wandlung, die er am Schluss erfährt, ist viel zu einfach. Ein Brief von seinem Boss, Sheriff Willounghby und schon sieht er alles ein und wandelt sich um 180 Grad. Mal eben so von heute auf Morgen ändert sich kein Mensch. Und vor allem, warum teilt ihm sein Boss diese Worte erst in seinem Abschiedsbrief mit? Warum hatte er ihn nicht schon viel früher diesen weisen Rat gegeben? Schließlich hatten die anderen Polizisten ihm gegenüber schon geäußert, dass sie nicht verstehen können, warum er Dixen nicht entlasse.
Der Rassismus, der ein weiteres Problem des Films darstellen sollte, wurde nur angedeutet, letztendlich zeigte Officer Dixon sich nicht einmal rassistisch, sondern es wurde ihm nur vorgeworfen. Lediglich geriet er mit einem Schwarzen, der die Plakate angebracht hat, in Streit. Macht es das jemand gleich zu einem Rassisten?
Und dann tauchte noch dieser mysteriöse Mann auf, bei dem es sich nur um den Täter handeln konnte, der es dann aber – angeblich – doch nicht war. Diese Begegnung war aus meiner Sicht völlig überflüssig, diente nur als Lückenfüller. Und das Ende wirkte für mich so, als habe der Regisseur keine Lust mehr gehabt, weiter zu machen.
Eigentlich beginnt man ja in einer Kritik mit dem Positiven, aber aus strukturellen Gründen, komme ich erst jetzt darauf zu sprechen. Die Darstellung der Hauptfigur finde ich vom Ansatz her gelungen: Eine Kämpferin, die ihre eigenen Gesetzt hat, kein Blatt vor den Mund nimmt, aber gleichzeitig auch einen weichen Kern hat. Aber wie gesagt, es hätte weitaus mehr Provokation kommen müssen als drei Werbetafeln.
Nicht zu empfehlen also? Man kann ihn sich ansehen, er ist nicht langweilig, ab und zu kann man lachen, aber er hat mich einfach nicht überzeugt, am Ende habe ich mich gefragt, was das nun eigentlich sollte, da irgendwie alles nicht passte.
Auch wenn es ein Film von einem Starregisseur ist, heißt es noch lange nicht, dass der Film dadurch automatisch genial ist, dadurch bedarf es weitaus mehr. Aber vermutlich wird der Gesellschaft dadurch die Meinung schon vorprogrammiert. Auffällig ist, dass in vielen Rezensionen geschrieben wird, dass sie eine gute Story wollen und keine Special-effects. Und dabei hacken doch sonst immer alle darauf rum, dass deutsche Filmproduktionen nichts taugen, zu billig seien usw. Und jetzt auf einmal ist das alles nicht wichtig, sondern eine Story viel wichtiger? Ich bin sicher, dass, wenn es sich hierbei um einen deutschen Film gehandelt hätte, der Film dann ganz anders abgeschnitten hätte und zwar weitaus schlechter.
Sorry an den Regisseur, Drehbuchautor und alle begeisterten Zuschauer, dass ich eure Begeisterung nicht teilen kann, ich weiß auch, dass meine Meinung keinen Wert hat, aber ich kann auch nicht einfach alles toll finden, nur weil die Mehrheit es tut.