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    Perret in Frankreich und Algerien
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Perret in Frankreich und Algerien
    Von Christian Horn

    Im zweiten Teil seiner geplanten Trilogie „Aufbruch der Moderne" beschäftigt sich Regisseur Heinz Emigholz („Parabeton") mit der Baukunst der französischen Architekten Auguste und Gustave Perret. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten die Brüder mit ihren Beton- und Eisenkonstruktionen die Bauweise der Moderne entscheidend mit. Mit „Perret in Frankreich und Algerien" widmet Emigholz ihnen einen sperrigen Film-Essay und zeigt in sachlichen Bildern, die er in gleichförmiger Folge hintereinander montiert, dreißig Gebäude der Baukünstler. Das ergibt einen in erster Linie für Architektur-Interessierte, die sich gerne in den Anblick von Fassaden, Straßenzügen und Innenräumen vertiefen, faszinierenden Film

    Mit ihren Entwürfen beeinflussten die Perrets unter anderem den legendären Architekten Le Corbusier und gelten als wichtige Impulsgeber und Wegbereiter der modernen Baukunst. Wie der Titel von Emigholz‘ Film andeutet, wirkten die Brüder nicht nur in ihrem Heimatland Frankreich, sondern zwischen 1912 und 1952 auch im damals kolonialisierten Algerien. Der Regisseur stellt Im Film Gebäude aus beiden Ländern einander gegenüber, wodurch kulturelle Unterschiede, die sich mitunter auch in der Architektur ausdrücken, sichtbar werden. Allerdings braucht es ein geschultes Auge, um die Feinheiten zu erkennen: Wie stets verzichtet Emigholz auf Kommentare, Interviews oder sonstige Einordnungen. Einzige Informationsquelle sind nüchterne Schrifttafeln, die den Namen und Standort des jeweiligen Bauwerks sowie den Zeitpunkt der Dreharbeiten angeben.

    Die Bauwerke – Apartmenthäuser, Lagerhallen, Theater oder Kirchen – stehen für sich und werden im Kontext ihrer Umgebung abgebildet. Zum Originalton der Straße zeigt Emigholz – der Schnitt und Kameraarbeit wie in den meisten seiner Filme selbst übernahm – statische Außen- und Innenansichten der Gebäude, wobei jede der starren Einstellungen bei gleichbleibender Schnittfrequenz rund drei Sekunden andauert. Hier und da wird ein Detail in Nahaufnahme gezeigt, mal ein ungewöhnlicher Blickwinkel eingenommen, doch leitendes Prinzip von Emigholz Architektur-Meditationen bleibt stets die Sachlichkeit. „Architektur ist die Kunst, den Raum zu organisieren" hat Auguste Perret einmal gesagt – und nichts anderes tut Heinz Emigholz auf sehr schlichte und reduzierte Art. Der zwar kleine, aber nicht unwesentliche Unterschied zu einem reinen Bildband über Architektur liegt letztlich in der Verwendung der originalen Straßen- und Raumgeräusche, die den Bildern einen lebendigen Kontext geben.

    Fazit: Der Dokumentarfilm-Essay „Perret in Frankreich und Algerien" dürfte in seiner minimalistischen Machart vor allem ein Fachpublikum ansprechen.

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